Die Gestaltung des kulturellen Lebens bildete für Frauen eine frühe Möglichkeit
der öffentlichen Partizipation, die sich besonders gegen Ende des 19. Jahrhun-
derts intensivierte. Diese kulturellen Praktiken bezogen sich sowohl auf passives
als auch auf aktives Verhalten: Neben dem Konsum von Kultur etwa in Zeitschrif-
ten gehörten auch die aktive Mitgestaltung kultureller Aktivitäten und künstleri-
scher Produktionen in eigens dafür gegründeten Vereinen und Frauenklubs
dazu. Neben Diskussionsabenden und Vorträgen im Sinne der Frauenbildung
umfasste das Programm ebenso Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Mal-
kurse oder Ausstellungen. Dabei wurde die scharfe Trennung zwischen einer
männlich dominierten und als gesellschaftlich relevant angesehenen Öffentlich-
keit sowie einer weiblich besetzten, auf die häusliche Sphäre beschränkten Pri-
vatheit aufgebrochen – auch mithilfe von Printmedien, die neue öffentliche Foren
bildeten.
Der Beitrag geht der Frage nach, welche Rolle künstlerisch-kulturelles Wissen
in der deutschsprachigen Prager Frauen-Zeitung (Beilage der [Deutschen Zei-
tung] Bohemia) und der tschechischsprachigen Frauenzeitschrift Ženský svět
(Frauenwelt) gespielt hat. ...